Von Kochin aus
bin ich mit dem Zug entlang der Küste weiter Richtung Norden gefahren. Zunächst
nach Mangalore, wo ich nur eine Nacht blieb. Viel zu sehen gab es dort nicht.
Eine typische indische „Kleinstadt“. Immer viele Menschen auf den Straßen, viele
kleine Geschäfte, ein Tempel den man besichtigen kann, einige kleine
Restaurants, die so dreckig sind, dass man die Speisekarte manchmal schon nicht
mehr lesen kann, die aber sehr köstliches indisches Essen und frisch gepressten
Saft für wenige Rupies servieren. In solchen Städten findet man schnell einfache
Hotels für zwei oder drei Euro die Nacht, wenn man bereit ist sich das Zimmer
mit ein paar freundlichen Kakerlaken zu teilen.
Von Mangalore
ging es weiter nach Goa wo ich mich mit Roman verabredet hatte. Da der aber
erst später ankam, verbrachte ich den Tag mit einer gemeinsamen Freundin aus
Australien damit uns ein Bild von diesem Goa, von dem Alle reden, zu machen.
Zunächst muss man
zu Goa erklären, dass dies ein relativ kleiner Bundesstaat an der Westküste von
Indien ist. Goa war 450 Jahre bis 1961 eine portugiesische Kolonie, was sich bis
heute auf das Leben und die Wirtschaft der Region auswirkt. Bei unserer Tour
mit dem Floß durch das Hinterland von Goa wurde deutlich, dass die Menschen hier
im Durchschnitt einen deutlich höheren Lebensstandart haben als im Süden von
Indien. Zum Einen ist dies darauf zurückzuführen, dass in der Region viele Bodenschätze
gibt wie zum Beispiel Indiens größte Eisenerzvorkommen, deren Abbauminen wir endlang
des Zuari Rivers immer wieder begegneten. Die Menschen mit denen wir in Goa sprachen sagten uns, dass die Region aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke zahlreiche Zuwanderer aus ganz Indien hat, was von den Einheimischen eher kritisch gesehen
wird da neue Probleme wie mehr Armut und damit verbundene erhöhte Kriminalität
einhergehen. Dies war zuvor, anders als in anderen Teilen Indiens, hier kein Problem.
Eine andere
wichtige Einnahmequelle der Region ist der Tourismus, der seit den 60er
Jahren, als die Party und Hippiezene nach Goa kam, stetig gewachsen ist. In Europa
haben viele das Bild, dass Goa ein Party- und Drogenort für junge feierwüte
Europäer und Amerikaner ist. Für einen Teil von Nordgoa ist das auch teilweise zutreffend. Dieses Gebiet zwischen Mapusa und Panjim ist vollgestopft von einer
Mischung aus jungem Partyvolk aus der ganzen Welt, Althippies, die seit Jahren
hier leben, Pauschaltouristen, die für
zwei Wochen in großen Loges und Hotel wohnen, jungen reichen Indern, die ihre Freizeit hier verbringen und Locals, die an allen Ecken versuchen das Geld aus
den prallen Taschen der Touristen zu locken. Insgesamt ist dieser Teil von Goa
ein bischen wie die Khaosan Road in Bangkok, ein gefaktes Disneyland für den
„superalternativen Individualreisenden“. Mit Indien hat das für mich jedenfalls
herzlich wenig zu tun. Vorher habe ich mit ein paar Leuten gesprochen, die mir
sagten dass Goa einmal im Leben sein müsse. Allerdings ist die Zeit der riesigen
Goapartys, die wochenlang ohne Pause an den Traumstränden mit Hunderten von Leuten
gefeiert wurden, schon lange vorbei. Die Regierung von Goa ist seit 2003 gegen
den massiven Drogenkonsum und den damit verbunden Negativschlagzeilen mit
strikten Kontrollen und strengen Einschränkungen der Partys vorgegangen.
Ich würde den Bundesstaat Goa für eine Indienreise zwar durchaus weiterempfehlen (wenn
man z.B. ein Abenteuer mit einem Floß auf einem Krokodilfluss sucht), allerdings
kann man sich die Tourstenregion in Nordgoa durchaus sparen. Indien findet man
woanders und wenn man eine gute „Goaparty“ sucht, lohnt es sich vermutlich
eher in einer europäischen Großstadt wie Berlin oder Amsterdam zu schauen.
Von Goa bin ich
gemeinsam mit Roman nach Mumbai weiter gefahren. Diese riesige indische Großstadt
hat mir so Spaß gemacht, dass ich mich entschieden habe ein paar Tage zu
bleiben. In Mumbai findet man alles, man muss nur wissen wo man suchen muss!
Wenn man z.B. einen bestimmten Schalter oder spezielle Elektronik sucht, findet
man nicht einen Laden, der voll von dem Produkt in allen Varianten ist, sondern
eine ganze Straße, die ausschliesslich Geschäfte mit dem Gesuchten beherbergt. Ich
unterstützte Roman ein paar Tage dabei Prototypen für eines seiner Projekte herzustellen. Für eine Art elektronisches Kopfkissen mit Lautsprechern und
Mikofon, welches für eine Veranstaltung gebraucht wird, liefen wir stundenlang
durch die Geschäftsviertel, suchten Materialien, verhandelten mit Großhändlern
und Schneidern über Preise und bastelten Modelle in Restaurants unter den
neugierigen Augen der Inder. Es ist leicht für jedes Problem jemanden zu
finden, allerdings darf man nicht unbedingt erwarten dass die Leute ihr Handwerk auch
gut verstehen. Einem Schneider mussten wir z.B. erst erklären wie er die Teile
zuschneidet und zusammennäht. Sorgfältig wird sowieso erst gearbeitet wenn
man erklärt, dass jedes Teil welches nicht perfekt gelingt, auch nicht bezahlt wird. Hat
man allerdings die nötige Geduld, lässt sich alles für Centpreise umsetzen.
Eine ander guter
Grund ein paar Tage in Mumbai zu bleiben war das Essen. An jeder Ecke findet
man Stände, die köstliches Essen und sehr leckere Kleinigkeiten für wenige
Rupies zubereiten. Immer wieder wird man von neuen Spezialitäten, die besonders
am Abend überall angeboten werden, überrascht. Dazu findet man überall einen
erfrischenden Mangosaft oder süßen Lassi, den wir uns recht oft gönnten. Betrachtet
man die Sauberkeit dieser Stände in einer überall extrem schmutzigen Stadt genauer, dann würde einem wahrscheinlich jeder Europäer abraten dort irgendetwas
zu essen! Es hat sich allerdings herausgestellt, dass es sich lohnt sehr mutig zu
sein und alles zu probieren was auch von den Einheimischen gegessen und
getrunken wird. Oft ist das was am abschreckensten wirkt oder am schärfsten aussieht,
das Beste und Magenprobleme hatte ich bisher auch noch nicht ;)
Ein anderer interessanter
Punkt zum Thema Essen ist, dass zuhause Jedermann warnt, das Essen in Indien
sei extrem scharf. Vielleicht habe ich mich inzwischen ein bischen an Schärfe
gewöhnt, aber im Großen und Ganzen ist das Essen zwar immer gut gewürzt, aber
nie zu scharf. Ich hatte während der gesamten Zeit nur einmal in Sri Lanka
wirklich zu scharfes Essen und wahrscheinlich wurden wir da auch nur von den
Einheimischen auf den Arm genommen.
Von Mumbai aus habe ich schließlich ein
Flugzeug direkt nach Nepal genommen, wo ich mich mit ein paar guten Freunden aus
Blomberg verabredet hatte. Zwar habe ich so nichts von Nordindien gesehen und
auch meinem Plan, möglichst wenig zu fliegen nicht wirklich entsprochen,
allerdings sind die Entfernungen in diesem Land so groß, dass die Zeit schlicht
nicht reicht. Ich werde auch nach Indien sicher noch einmal zurückkehren.
Soweit bis jetzt. Beim nächsten Mal werde ich aus Nepal berichten.Ein "kleiner" Bahnhof in Indien |
Indische Festivals sind gewöhnungsbedürftig, aber spannend! |
Markt in Goa |
Cricket Halbfinale vorm Fernsehgeschäft |
Ein anderes, in Mumbai sehr beliebtes Spiel, schwieriger als es aussieht! |
Mein gesprungenes Handydisplay würde in Deutschland niemand reparieren. In Mumbai gibt es reihenweise Geschäfte wie dieses. Nach 10 min und 12€ war es wieder wie neu. |
Dieser Herr wickelt Elektromotoren neu. |
Bei der "Arbeit" |
Cricket...... |
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